Der gute, passende Herrenanzug . Teil 3 . Hose, Weste, Hemd

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Nun ein Wort zur Hose. Auch hier gibt es mit den modernen Schnitten ein grundsätzliches Problem. So wie die Sakkos meist deutlich zu kurze Schöße haben, so sind die Hosen meist viel zu eng. Auch hier können Sie aber, wie beim Sakko, nicht einfach eine andere Größe wählen, um das Problem zu umgehen. Denn es sind die Proportionen, die falsch ausfallen.

Z.B. ist der Beinumfang (vor allem der Oberschenkelumfang) im Verhältnis zum Bundumfang zu gering. Das führt dazu, daß Sie bei passendem Bundumfang eine an den Oberschenkeln zu eng anliegende Hose kaufen. Im Stehen sieht das vielleicht gerade noch akzeptabel aus, obwohl auch da das Phänomen auftritt, daß die Hose nicht mehr gerade fällt, sondern immer Falten zeigt, weil sie überall am Bein anschlägt. Dabei soll doch die Anzugshose gerade und lang wirken – auch weil Anzugsjacken länger sind als Kurzjacken und daher die Beine optisch verkürzen. Durch eine gerade Bügelfalte wird die Hose wieder gestreckt. Fällt das Hosentuch aber nicht mehr gerade, sondern wird die Bügelfalte überall gezerrt und unterbrochen, manchmal sogar bei sehr engen Hosen völlig aufgestreckt, ist der Effekt natürlich hin.

Außerdem sitzen die Hosen oft nicht hoch genug, also nicht in der Taille, sondern irgendwo auf der Hüfte. Die sog. Leibhöhe fällt also zu gering aus. Eine Hose mit hohem Leib sitzt natürlich viel definierter, da sie über die fülligere Hüfte freilich nicht herabrutschen kann. Außerdem verhindert es, daß Ihr Hemd zwischen Weste und Hosenbund hervorlugt, da eine große Überdeckung hergestellt wird. Das ist einfach beruhigend.

Das zweite große Problem mit den engen Hosen tritt hingegen erst auf, wenn Sie sitzen. Daher sollten Sie beim Anzugkauf nicht ausschließlich vorm Spiegel stehen, sondern sich auch einmal gerade und auch lässig hinsetzen, um zu prüfen, ob auch das noch bequem ist! Denn stehend ist wesentlich weniger Beinumfang nötig. Damit Sie aber auch komfortabel sitzen können, sollte der Stoff freilich weder im Schritt, noch um die Oberschenkel spannen. Am besten ist es, wenn sitzend noch 1-2cm Tuch am Oberschenkel mit dem Finger gegriffen werden kann. Da dies heute meist nicht mehr der Fall ist, empfehle ich Ihnen auch eine Nummer größer zu probieren, z.B. eine 94 statt 90 (sofern nicht Sakko und Hose in der gleichen Größe gekauft werden müssen), sodaß die Beine etwas geräumiger ausfallen. Den Bund müssen Sie dann meist später vom Änderungsschneider etwas verengen zu lassen, was aber unproblematisch ist (d.h. sein sollte). Allerdings ist das nur die Notlösung.

Denn eigentlich sind hier nur Bundfaltenhosen zu empfehlen. Das wird von Anfängern gern mit den Bügelfaltenhosen verwechselt. Die Bügelfalte ist die mittige, mit dem Bügeleisen hergestellte gerade senkrechte Linie auf jedem Hosenbein und betrifft jede Anzughose. Die Bundfalten sind zusätzliche Bewegungsfalten, die in die Hose eingearbeitet sind. Bügelfalte und Bundfalten hängen insofern allerdings durchaus zusammen als die Bügelfalte sich aus der (ersten) Bundfalte entwickelt. Dadurch sorgt sie auch für eine besonders organische Einbindung der Bügelfalte in die Linienführung der Hose, verstärkt den Kontrast der scharfen Kante der Bügelfalte (im oberen Teil der Hose) und läßt damit die Hose nochmals gestreckter und eleganter wirken. Sie hebt dadurch auch den etwas fülligeren Schnitt wieder auf.

Bundfaltenhose

Diese Bundfalten geben nun vor allem Raum beim Sitzen und andererseits Platz, um die Hände bequem in die Hosentaschen stecken zu können. Bei den heute üblichen Slim-fit-Hosen ist das oft miserabel. Sie krallen dann ihre Finger in die Hosentaschen, wie Frauen in Skinny-Jeans. Die Bundfalten hingegen weiten bei Bedarf die Hose auf Höhe der Taschen derart, daß Sie ganz lässig Ihre Hände in die überaus ergonomisch geschnittenen Taschen der Anzugshose gleiten lassen können.

Anzüge mit Bundfaltenhosen werden selten angeboten, aber bei Anton Meyer und auch Suitsupply (und immer mehr anderen Anbietern) gibt es tatsächlich die Option bei einigen Anzügen wieder. Auch Hersteller einzelner Hosen, wie Hiltl, bieten sie an. Auch lohnen kann es sich, eine Suchmaschine mit dem Begriff gurkha trousers zu füttern. Bei diesen Neuschöpfungen der klassischen Bundfaltenhose handelt es sich aber leider zu allermeist nur um erste Schritte in die richtige Richtung. Denn sie sind so eng geschnitten wie all die normalen Anzughosen und die Bundfalten fallen sehr schmal aus. Wenn Sie sich für diese entscheiden, um einen kompletten Anzug mit Bundfaltenhose zu erwerben, müssen Sie daher die Hose eine Nummer größer probieren. Denn die Bundfalten sollen nicht auseinanderklaffen, sondern (ohne Hände in den Taschen) sauber anliegen. Erst wenn Sie den zusätzlichen Stoff brauchen (beim Sitzen und den Händen in der Tasche), sollen die Falten sich aufweiten. Vintage-Reproduktionen, wie sie bei Thomas Farthing oder Cathcart angeboten werden, haben natürlich immer Bundfalten – das heißt aber nicht, daß die Leibhöhe und die Beinweite wirklich historisch weit ist.

Es gibt aber auch Versender bzw. Hersteller, wie Witt (zur Hälfte Kunstfaser) oder Berle (US-Versand, Schurwolle oder halb Kunstfaser), welche die Bundfaltenhosen noch in den Schnittmustern der 80er-2000er Jahre produzieren, sogar wahlweise mit besonders großer Leibhöhe – wobei man dann aber das dazugehörige Sakko nicht bekommt. In den Vereinigten Staaten tragen gesetzte Herren tatsächlich noch zuweilen Bundfaltenhosen, wie es bei uns zuletzt vor 20-30 Jahren der Fall war, hier z.B. Adrian Blunt, der Präsident des IIHS. Auf dem obigen Foto (3 Ansichten) trage ich eine typische (und originale) 80/90er-Jahre Bundfaltenhose, die, wie Sie sehen, dieselbe Anmutung hat. Diese Hosen sind klassisch weit, aber nicht übermäßig wie in den 30er-Jahren. Von Hosen der 20er-Jahre unterscheiden sie sich eigentlich nur durch das i. d. R. feinere Tuch und den fehlenden Schwalbenschwanz. Aber da es sich um Gürtelhosen handelt, ist der Schwalbenschwanz auch hinfällig. Sie können sich natürlich immer Hosenträgerknöpfe in den Bund nähen. Auch sehr hochpreisige Marken haben wieder Bundfaltenhosen im Angebot, wie Ralph Lauren, die hier allerdings auch zu eng geschnitten erscheint. Bundfaltenhosen gibt es natürlich auch als Chinos.

Sollten Sie partout keinen Anzug finden, der sowohl gute Paßform beim Sakko zeigt als auch eine gerade, elegant fallende Hose, so bietet es sich an, eine solche klassische Bundfaltenhose als Kombination mit einem Sakko (und der eventuell dazugehörigen Weste) eines gut passenden Anzugs zu tragen, bei dem die Hosen allerdings zu eng sind. Das tue ich selbst sehr gern, was bei zurückhaltender Kombination sogar mit Hut funktioniert.

Daß Bundfaltenhosen einen sehr lässigen, aber für Manchen auch altherrenmäßigen Eindruck machen, ist dann sicher Geschmackssache. Allerdings sollten Sie es immer in einer guten Paßform an sich selbst ausprobieren. Denn oft sind solche negativen Erinnerungen an die 80er und 90er-Jahre einer nicht sonderlich guten körperlichen Konstitution einzelner Träger dieser Zeit geschuldet, nicht dem Schnittmuster ansich.

Ganz allgemein zu den richtigen Maßen ist noch zu sagen: Der Hosensaum sollte auf dem Fußspann zum Liegen kommen und einen leichten Knick in der Bügelfalte des Hosenbeins verursachen. So lautet die Regel. Sie gilt auch für engere Hosenbeine, wie sie heute Mode geworden sind. Allerdings wird derselbe Knick-Effekt bei ihnen schon mit geringeren Beinlängen erreicht, weil der Stoff höher am Spann aufsitzt. Gehen Sie also nicht nach der Regel: Bis hinunter, einen Zentimeter oberhalb des Absatzes (am Schuh). Denn diese Regel ist Beinweiten-sensitiv (d.h. mit engem Hosensaum gar nicht erreichbar). Allerdings sind solche Hosen meist ganz allgemein zu eng, insofern gilt die alte Regel dann doch wieder. Für Anfänger: Die Länge der Hose ist nie vorproduziert, sondern wird immer erst vom Änderungsschneider durch Kürzen hergestellt.

Ob Sie Hosen mit Aufschlag oder ohne wählen, ist Geschmackssache. Der umgeschlagene Saum fördert wegen des Zusatzgewichts einen guten Fall des Tuchs, aber das kann bei zu kurzen Hosen zu schaukelnden Säumen führen.

Mit der Bundfaltenhose habe Sie – ganz abgesehen von der Kombination mit einem Anzug – auch eine sehr bequeme und doch elegante Feierabend-Hose.

Die Weste. Ich empfehle grundsätzlich den Dreiteiler. Die 100-200€ für die zum Anzug passende Weste sind immer gut investiert. Nicht nur, daß Sie Variationsmöglichkeiten mit demselben Anzug schaffen: nämlich indem Sie ihn formaler, klassischer mit Weste tragen können, sondern auch, indem Sie die anderen Kombinationen tragen: Hose und Weste mit einem abweichenden Sakko oder Sakko und Weste mit einer abweichenden Hose. Und immer bleibt Ihnen der bloße Zweiteiler erhalten, indem Sie die Weste zuhause lassen können. Darüber hinaus hat es auch ganz praktische Vorteile: vor allem den der Zwiebelschichtung.

Kommen Sie in der noch kühlen Übergangszeit in ein Gebäude, so legen Sie Mantel, Schal und eventuell Hut ab. Es bleibt der Dreiteiler. Ist aber im Haus nun gut geheizt, kann es zu warm werden. In diesem Fall müßten Sie sich bis auf das Hemd entblößen. Mit der Weste sehen Sie jedoch immer noch angezogen aus. Trotzdem haben Sie im Zweifelsfall die Möglichkeit auch die Weste noch abzulegen.

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Innenraum-Garderobe . Doppelreihige Weste mit Spitzrevers

Auch im Frühling kann es draußen oftmals schon recht warm sein, sodaß Ihnen das Sakko unangenehm wird. Die Weste darunter sorgt aber dafür, daß Ihnen der Wind nicht direkt ins Hemd bläst, wenn Sie das Jackett ausziehen. Auch das ist eine elegante Garderobe für kurze Aufenthalte im Freien.

Übrigens sollten Sie darauf achten, daß die Weste unter dem Sakko immer gut sichtbar ist. Irrwitzigerweise ist das nicht selbstverständlich (für zweireihige Westen gilt dergleichen oftmals nicht, da sie natürlicherweise einen tieferen Ausschnitt haben). Die Weste muß auch bei geschlossenem Sakko sichtbar sein. Schon deshalb, weil sie ja Ihre Erscheinung etwas formaler machen soll und dies nur tut, wenn sie höher schließt (Gerade um 1900 und wieder in der Nachkriegszeit gab es teils sehr hoch schließende Jacketts, bei denen natürlich eine Weste nicht zu sehen sein kann). Außerdem hat die Weste noch ein ganz anderes ästhetisches Schmankerl in petto, nämlich die Kürzung der Krawatte.

Sie kennen das: Es ist windig, Sie laufen mit offenem Sakko umher und die Krawatte wedelt was das Zeug hält. Um das zu verhindern und überhaupt die Krawatte schön mittig im Revers-V herabfallen zu lassen, erfand man die Krawattennadel. Das heißt im 19. Jahrhundert war das eine echte Nadel, mit der man den feinen Seidenstoff der Krawatte fixierte – das war ein sehr feines Tuch, wie es heute nur noch für Sommerseidenschals Verwendung findet und im 19. Jh. zu großen Fliegen gebunden wurde. Die moderne, lange, im Vergleich dazu recht steife Krawatte gab es im Grunde erst seit den 1930er-Jahren zu klammern. Vorher trug man überwiegend Weste. Und da die Krawatte selbstverständlich unter der Weste liegt, ist auch die Krawatte bereits fixiert. Vor allem aber verkürzt man die Krawatte und ihre Farbwirkung damit auf ein Maß irgendwo zwischen Fliege und üblicher Krawattenlänge. Und das macht schlicht einen sehr zurückhaltenden, gediegenen Eindruck.

Zudem hat es den Vorteil, daß weniger vom Hemd zu sehen ist, also auch weniger von eventuellen Knitterfalten oder einem bauschenden Hemd. Merken Sie, was das für Arbeit spart! Ganz ehrlich: Ich muß meine Hemden eigentlich nie Bügeln.

Abschließend noch der Hinweis: Eine Weste ohne Revers sieht immer etwas dürftig aus. Zwar bekommen Sie selten Dreiteiler mit einer Weste, die Revers besitzt, doch wenn Sie die Möglichkeit erhalten: Greifen Sie zu! Enthält der Dreiteiler eine doppelreihige Weste, dann ist das Revers eigentlich garantiert.

Und damit kommen wir zum Hemd. Man trägt sie heute immer enger. Aber das ist ein ganz unnötiger Verzicht auf Komfort. Man tut es einerseits, um es im V-Ausschnitt des Sakkos glatt präsentieren zu können (was allerdings meistens nach hinten losgeht, weil Zugfalten entstehen, statt Bauschfalten), andererseits damit auch ohne Sakko nicht mächtig Stoff um den Körper wedelt, sondern die Silhouette gewahrt ist. Genau das besorgt aber auch eine Weste.

Bei der Gelegenheit merke ich an, daß Sie die Weste meist nachtaillieren lassen müssen (das geht ganz bedenkenlos, denn sie ist im Wesentlichen gerade geschnitten und besitzt keine Ärmel-Schulter-Konstruktion oder Schlitze und Taschen, womit all die Probleme des Sakko-Taillierens entfallen). Der verstellbare Gurt am Rücken ist mehr oder weniger Schmuck. Indem Sie ihn zusammenziehen erhalten Sie keine gute Silhouette.

Nun nehmen Wir also an, Sie tragen eine gut passende Weste über dem verhältnismäßig weiten Hemd. Die Weste hält das bauschige Hemd an Ihrem Torso, wie ein Slim-Fit-Hemd. Allerdings haben Sie an den Ärmelansätzen volle Bewegungsfreiheit. Außerdem kennt das jeder, der schon einmal enge Hemden getragen hat: Der Schweiß wird teils von der Achselnaht des Hemdes aufgesogen und berührt den inneren Oberarm, sodaß Sie das unschöne Feuchtigkeitsgefühl dauernd mit sich herumtragen. Nicht so beim weiten Hemd, das von der Weste an den Körper angelegt wird, sonst aber – d.h. bereits unter der Achsel – luftig bauscht.

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Westen mit weißem und rotem Rücken(futter) und weißem und blauem Hemd

Und darüber hinaus sieht es auch noch wesentlich besser aus. Denn die Weste schmälert die Taille optisch, weitet aber durch die puffenden Ärmel die Schultern und Arme auf. Also exakt das, was männliche Proportionen ausmacht. Das wird noch dadurch verstärkt, daß das weiße Hemd sich schon der Helligkeit nach in den Vordergrund rückt.

Und ganz ehrlich, selbst ohne Weste sieht der vom eng anliegenden Hosenbund hinweg aufgebauschte Rücken eines passenden, aber nicht ganz engen Hemdes meiner bescheidenen Meinung nach deutlich gelassener und eleganter aus als diese nervös puritanischen Slim-Fit-Hemden.

Der Kragen soll immer klassisch spitz sein. In den 30ern war er sehr spitz und lang, heute nennt man den moderat spitzen Kragen: Kent. Lassen Sie bloß die Finger von Haifischkrägen, die zu absurd großen Krawattenknoten verleiten und den Binder auch neben dem Knoten freilegen. Das sieht nur lächerlich aus.

*

Darüber hinaus trage ich auf den Fotos Ärmelhalter. Das sieht altmodisch aus, ist aber ebenfalls – wie all die anderen altmodischen Dinge – meist nicht einfach eine Mode, sondern macht praktisch Sinn. Denn sobald Sie Ärmelhalter tragen, können Sie auf eine präzise Abstimmung der Hemdsärmellängen mit den Sakkoärmeln verzichten. Sie ziehen die Ärmelhalter über, bringen die Ärmel in die Länge, die zu Ihrem Sakko paßt und haben das Problem der exakt nach Ihrem Wunsch sichtbaren Hemdsmanschetten gelöst. Im Winter halten sie zudem die Wärme im Oberarm, im Sommer sind sie allerdings daher auch ungünstig. Aber da trägt man ohnehin selten Sakko.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, daß Sie auch die Ärmellänge des Sakkos mit Bedacht wählen und daher immer ein Hemd beim Änderungsschneider tragen sollten, das zum Sakko paßt (nicht der Länge, sondern der Manschette und dem Einsatzgebiet nach). Wollen Sie nämlich die Ärmel eines Theateranzugs anpassen lassen, dann bedenken Sie, daß es zur Theatersaison meist kalt ist. Die Ärmel dürfen also einen Tick länger sein als für ein Sommerjackett. Zudem ist hier ein Hemd mit Doppelmanschette (franszösischer Manschette) und Manschettenknöpfen zu wählen, damit die Ärmelbünde des Sakkos gut ausgefüllt sind und Ihnen nicht der kalte Wind um das Handgelenk bläst. Nebenbei ist die französische Doppelmanschette mit extra eingefädelten Manschettenknöpfen natürlich die altmodischere, elegantere, ornamentiertere Variante. Bei der Hose ist das Analogon der Umschlag, der allerdings aus unerfindlichen Gründen mal als „sportlich“ galt. Auch die Hose sollten Sie im Winter in der Länge großzügig kalkulieren, im Sommer dafür einen Tick kürzer, ebenso wie ein Sommerjackett eher mit etwas kürzeren Ärmeln ausgestattet sein soll (und insgesamt ein bißchen kürzer sein darf). Und dieses werden Sie bevorzugt mit einfachen Sportmanschetten tragen wollen, damit der Wind ihre Handgelenke angenehm kühlt.

Auch die Stoffwahl und die Schnittart des Sakkos sollte man der Jahreszeit anpassen… aber über das Materielle sprechen wir im vierten Teil.

15 Gedanken zu “Der gute, passende Herrenanzug . Teil 3 . Hose, Weste, Hemd

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  3. Marc

    Vielen Dank, nicht nur für diesen schönen Artikel, verehrter Herr Wangenheim.

    Hätten Sie ein Empfehlung, woher man am besten eine Bundfaltenhose bezieht? Sie hatten ja schon des öfteren auf die Vorteile des Internet-Kaufes hingewiesen, aber ich werde leider nicht so recht fündig.

    Beste Grüße

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  4. Markus Prodinger

    Sehr geehrter Herr Wagenheim,

    ich kann mich dem obigen Verfasser nur anschließen, ein wirklich toller Artikel! Auch Ihre YouTube Videos sind super! Allerdings gestaltet es sich trotz Ihrer Artikel schwer, eine richtig gut sitzende Bundfaltenhose zu finden. Da ich die letzten Jahre nur Jeans und Chino Hosen getragen haben ist es oft schwierig zu entscheiden ob die Hose richtig sitzt, da diese ja nun auch wesentlich weiter geschnitten sind. Hierbei habe ich bis jetzt immer das Problem gehabt, dass ich beim Anprobieren gemerkt habe, dass ich mein Bein kaum heben kann, ohne das die Hose am Oberschenkel spannt und mich extrem bei der Bewegung einschränkt. Da ist Treppensteigen gerade so möglich. Also wenn die Bundfaltenhose so sitzen soll, dann ist das ja ein extremer Komfort einschnitt und ich wollte eigentlich mehr Bewegungsfreiheit. Gerade, wenn man die Hose so wie Sie auch zum Wandern oder Spazierengehen anziehen möchte, kommt man ja kaum über eine Baumwurzel rüber.

    Vielleicht könnten Sie mir hier helfen und ein wenig über den richtigen Sitz und die Bewegungsfreiheit mit einer Bundfaltenhosen erzählen. Ich hoffe, dass ist nicht die Passform einer Bundfaltenhose, da diese sonst nichts für mich wäre.

    Ich habe übrigens die Comfort Bundfaltenhose von Hiltl und eine bei Anton Meyer probiert. Leider bei Beiden das gleiche Problem. Könnte ich evtl. eine zu große Hose probiert haben?

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Prodinger

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  5. Da hatten Sie eindeutig zu enge Hosen, Herr Prodinger. Wie Sie richtig vermuten, ist es ja gerade der Witz der Bundfaltenhose, bequem zu sein und gar nicht einzuschränken. Aber wie ich im Artikel selbst und auch in den Videos sage, sind diese neuen Bundfaltenhosen viel zu eng geschnitten (wie alle Anzughosen heute). Sie brauchen daher von diesen neumodischen Modellen immer mind. eine Nummer größer und müssen dann beim Änderungsschneider den Bund (der dann zu weit ist) verengen lassen. Beim US-Hersteller Berle https://berle.com/collections/tailored-trousers sollte der Schnitt von vorn herein großzügig sein und den diesbezüglich guten 90er-Jahren entsprechen.

    Zu beachten ist vom Sitz her nur, daß die Hose recht hoch in der Taille sitzt und nicht auf der Hüfte (hohe Leibhöhe, engl.: high raise oder long raise). Und freilich die Länge: idealerweise so, daß sich über dem Schuh ein leichter Knick in der Bügelfalte ergibt. Etwa so: https://www.instagram.com/p/CQqUZBat8zN/ oder: https://www.instagram.com/p/CHS-o3IArHZ/. Die Produktfotos bei Berle zeigen eben falls gut, wie das aussehen muß. Zum Wandern bei schlechtem Wetter kann etwas kürzer besser sein, um Verschmutzung zu vermeiden: https://www.instagram.com/p/COTHsiggL2R/

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  6. Markus Prodinger

    Vielen Dank für Ihre Antworten. Ist denn die Stoffeigenschaft bei den Hosen mit nur 50 % Schurwollanteil vergleich, wie bei einer Hose die aus 100 % Schurwolle ist? Denn mir ist ja auch die Stoffeigenschaft wichtig, mit der Atmungsaktivität etc..

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  7. Ich habe ja sowohl 100% schurwollne, 50% schurwollne als auch 100% Polyester-Bundfaltenhosen und nach meinem Empfinden ist das Tragegefühl der 50%-Schurwollhosen nicht von den reinen Schurwollhosen zu unterscheiden. Bei 100% Polyester hingegen merkt man den Unterschied. Allerdings auch nur im Sommer – und selbst da trage ich meine Polyesterhose häufig, man darf das also nicht überbewerten. Die 50%igen sehen auch nicht aus wie die reinen Polyesterhosen, die durch die exakt gleichmäßige Farbe und einen manchmal etwas merkwürdigen Glanz billiger aussehen können.

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  8. Markus Prodinger

    Ich probiere mich gerade durch die Bundfaltenhosen von verschiedenen Herstellern. Vielleicht könnten Sie mir noch etwas zur Leibhöhe der Hosen sagen. Ich habe festgestellt, dass die Hosen, damit sie im Schritt richtig sitzen, in Bauchnabelhöhe oder sogar ein bis zwei Fingerbreit darüber sitzen müssen. Ist das die richtige Höhe, oder habe ich hier eine falsche Größe oder einen falschen Schnitt, der nicht zu meiner Figur passt? Ich muss dazu sagen, ich bin nicht ganz so dünn wie Sie, ein leichter Bauchansatz ist schon da.

    Ich habe mir auch Ihre Bilder auf Instagram angesehen und dort sieht es so aus, als wenn die Hosen bei Ihnen deutlich unterhalb des Bauchnabels auf der Hüfte und nicht auf der Taille sitzen.

    Mir scheint die Leibhöhe recht hoch aber vielleicht ist es auch nur ungewohnt. Vor allem, wenn man die Hose nur mit Oberhemd Tragen möchte. Vielleicht könnten Sie mir hier ein paar Tipps geben.

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  9. Wenn der Bund in der Taille sitzt, also der Schließknopf der Hose genau auf dem Bauchnabel liegt, dann ist es perfekt. Bei mir liegt der Bauchnabel i.d.R. knapp drüber. Natürlich variiert der Schnitt verschiedener BFH auch. Allerdings kann man so eine Hose natürlich auch zu hoch ziehen: Sie soll so sitzen, daß keine Zugfalten zum Schritt hin entstehen (hinten wie vorn), also wie bei allen Kleidungsstücken das Tuch gut und zugfrei fällt. Sollte der Bund dennoch ÜBER dem Bauchnabel liegen, dann sollten Sie eine kürzere Größe versuchen, also statt einer 94 eine 48 oder statt einer 48 eine 24.

    Wenn die Hosen bei mir manchmal sichtbar niedriger sitzen, hat es damit zu tun, daß es sich oft um Wanderfotos handelt und ich zum Wandern aus Bequemlichkeit oft keinen Gürtel oder Hosenträger anlege. Dann rutscht sie etwas nach unten. Trage ich aber Anzug, muß sie schon deshalb hoch, damit zwischen Weste und Hose nicht das Hemd sichtbar wird.

    Die große Leibhöhe ist sicher zunächst ungewohnt, aber genauso gedacht, der Überdeckung wegen und aufgrund besserer Proportionen (Sakko kann kürzer sein) und einem definierteren Sitz.

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  10. Maximilian Stadler

    Lieber Herr Wangenheim,

    danke für die ausführlichen Videos nebst Artikel auf Ihrer Website; beides hilft einem Fremdling der klassischen Herrenmode sehr, sich „hineinzukämpfen“.
    Zum passenden Hemd halten Sie sich ja vergleichsweise bedeckt. Sie empfehlen den Kent-Kragen. Was halten Sie z.B. von einem Tab-Kragen oder Button-Down-Kragen? Oder einem Kragen in einer anderen Farbe (weiß) als das restlichem Hemd (blau gestreift)? Ist eine Kragennadel zulässig oder wirkt das zu formal oder gar dandyhaft? Und vielleicht die wichtigste Frage: Können Sie einen Hersteller empfehlen, der gute und preiswerte Hemden anbietet (und am besten nicht aus Übersee bestellt werden muss)?
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

    Liebe Grüße

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  11. Das freut mich, daß meine Beiträge Ihnen ein wenig geholfen haben, Herr Stadler. Zu Hemden gibt es auch nicht sonderlich viel zu sagen, wenn Sie mich fragen. Das wichtigste ist, daß man keinen der breiten, neumodischen Haifischkrägen nimmt, die einfach nur lächerlich viel von eigentlich zu verdeckenden Teilen der Krawatte freigeben. Was oft den in gewisser Weise verständlichen Folgefehler veranlaßt, daß die Leute riesige Knoten binden, was nochmal lächerlicher aussieht. Einfach Finger weg! Tab-Hemden kann man nehmen, wirken aber sehr streng, falten auch den Kragen, weshalb er nicht so schön glatt aussieht. Kragennadeln sind ja im Grunde nur das altmodische Pendant dazu: Eben ein Hemdkragen mit Löchern, statt mit den beiden Zugbändern. Ich habe nur zwei solcher Hemden, von jeder Sorte eins. Die Kragennadel geht schon sehr ins Dandyhafte, da haben Sie recht.

    Von Button-Down halte ich nichts. Das macht es zum Holzfällerhemd. Ich weiß gar nicht, was das soll. Hemden mit weißem Kragen und/oder weißen Manschetten und farbigem oder gestreiftem Torso habe ich zwar auch zwei, aber das sind alles mehr oder weniger Spielereien, die nur in seltenen Kombinationen tatsächlich besser passen als reinweiße Hemden, z.B. bei sehr hellen, beigen oder naturleinenen Sakkos, wo Kontrast zum Sakko gefragt ist, aber der Kragen trotzdem weiß sein soll. Im allgemeinen reichen weiße Standardhemden. Für den Sommer mit Sportmanschette, für den Winter französische. So wenigstens handhabe ich es.

    Billig und hochwertig geht allerdings leider selten zusammen. Ich persönlich greife zu, wenn Van-Laack-Royal-Hemden unverschämt billig zu haben sind. Aber es gibt sicher ein halbes Dutzend anderer Marken, die man ebenso wählen könnte. Das heißt jedoch nicht, daß im Neupreis billige Hemden generell ungeeignet sind. Gerade wenn man auf eine etwas weniger formale Anmutung setzt. Ich habe daher von sehr günstig bis günstig gekauft, aber eigentlich recht teuer, sehr Verschiedenes im Schrank.

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  12. Maximilian Stadler

    Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich werde auf Aktionen von Van-Laack-Hemden achten, ansonsten scheinen Charles Tyrwhitt, Spicer&Macay und the Nines auch ganz brauchbare Hemden zu führen, wo das P/L Verhältnis stimmt.
    Sie erwähnen in ihrem Blogbeitrag als auch in ihrer Videoreihe (in dem Video, in dem es um mögliche Farb- bzw. Kontrastvariationen geht) eine Liste empfehlenswerter Hersteller klassischer Herrenmode. Leider konnte ich diese Liste nicht finden (bis auf die hilfreiche Nennung einiger Firmen von Tweed-Anzügen, sowie Suitsupply, Meyer und Hiltl was die Hosen anbelangt – oder sind dies bereits die zu nennenden Hersteller?). Ich wäre ich über weitergehende Hinweise von Herstellern dankbar (insbesondere von welchen, bei denen der Preis nicht durch die Decke schießt. Ich bin zwar durchaus bereit, Geld in die Hand zu nehmen, bin jedoch dankbar für alle Hinweise auf Hersteller, die trotz guter Stoffe und Schnitte Preise anbieten, die nicht jenseits der 1000€ sich ansiedeln, wie es oft bei den traditionsreichen englischen und italienischen Schneidern der Fall ist). Dies insbesondere deswegen, da es zu meinem Leid in Wien (wo ich wohne) keinen (bzw. nur einen) Herrenausstatter gibt, der nicht völlig abgehobene Preise verlangt, bzw. sich darauf kapriziert hat, die neue Generation von Bussinesmens in Slip-Fit Anzügen zu zwängen. Für alle Tipps zu Herstellern, bei denen man halbwegs unkompliziert auch nach Europa liefen lassen kann, wäre ich Ihnen dankbar. Oder kaufen Sie vorwiegend gebraucht? Und wenn ja, welche Seiten sind empfehlenswert?
    Zur Krawatte hätte ich noch eine Frage: wie halten Sie’s mit Strickkrawatten (aus Seide, Wolle bzw. Mischungen davon)? Ich finde diese sehr Interessant, da sie meines Erachtens weniger förmlich und strukturierter/stumpfer sind (auch bei Krawattenherstellern bin ich über Tipps dankbar).
    Ich bin Ihnen einerseits sehr dankbar für Ihre Video- und Blogreihe zu diesem Thema; auf YouTube findet sich zwar einiges, aber alles was ich da sonst noch interessant und gut produziert finde (Gentlemans Gazette und Satorial Talks), geht oftmals in eine mir zu High-Fashion, bzw. verspielte Richtung; an ihren Beiträgen schätze ich besonders, die klassische Herrengarderobe in ihrer Alltäglichkeit zu denken. Andererseits haben Sie damit ein weites Feld eröffnet, das zu durchschreiten einiges mehr an Information bedarf (wenn man nicht, wie der alte Briest, diese Worte abwehrend spricht, um es dabei belassen zu können). Und den Wunsch, es zu durchschreiten, haben Sie jedenfalls geweckt (ich kann und will nicht mehr in irgendeinem Kaufhaus eine Jeans und Sweatshirt kaufen, aber kleiden muss man sich schließlich doch). Ich will mich daher noch etwas mehr mit dem Thema befassen (ohne daraus freilich eine Neurose zu entwicklen); haben Sie abschließend für diesen Zweck Hinweise? Ich habe folgende Literatur gefunden: Roetzel: Der Gentleman; bzw. Flusser: Dressing the Man. Falls Sie sie kennen, taugen die was? Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort und Liebe Grüße aus Wien.

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  13. Ja, damit meinte ich nur die Aufzählungen im Text. Meine Anzüge sind mehrheitlich von Suitsupply. Ich habe aber schon lange keine mehr gekauft.

    Strickkrawatten besitze ich nicht. Die werden sich schlechte binden lassen, vermute ich. Mir gefällt aber die optische Grobheit auch nicht. Krawatten kaufe ich ausschließlich gebraucht. Die einschlägigen Gebrauchtmärkte sind ja voll davon. Allerdings sind dort 999 Promille unansehnlich. Man sucht also die Nadel im Heuhaufen. Marke ist eigentlich egal.

    Was Sie zu den bekannten Youtube-Kanälen sagen, kann ich gut verstehen. Das ist auch mir zu dandyhaft. Das liegt auch daran, daß dort ja Bücher und Accessoires zum Thema verkauft werden sollen. Und das führt zu dem Drang immer Neues und noch Ungesehenes zu zeigen. Dieser Besonderheitsdrang steht aber im Widerspruch zur klassischen Herrengarderobe, weshalb das alles halbgar bis widersprüchlich ist.

    Dasselbe gilt dann auch von der von Ihnen genannten Literatur. Man braucht ja nur einen Blick auf das Instagram-Profil Roetzels zu werfen, um sich ein Bild von den Farb- und Formmißgriffen dieses Mannes zu machen. Eben weil auch hier ein ständiger Neuerungsdrang besteht, statt einfach bei den bewährten Leisten zu bleiben. Ich würde Ihnen eher Ratgeber bis spätestens aus den 50er-Jahren empfehlen, obwohl ich mich da nicht auskenne. Auch Kaufhauskataloge der Vorkriegszeit und alte Modezeitschriften sind sicher bessere Ratgeber, wenn Sie unbedingt etwas zu lesen in die Hand haben wollen.

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