Warum der Vegetarier nicht weniger grausam ist . die verkannte Ressource Lebensraum

Kein Mensch isst illegal“ – Ja, ich habe zum Teil wegen des Wortspiels draufgeklickt. Denn ich verstand zunächst nicht, was das heißen soll. Zumal die Schreibweise mit ss mich als „alten“ Rechtschreibler verwirrte. Was ich dann sah, war recht erschreckend: Ein hysterisches aufgeregtes Frauenzimmer „diskutiert“ in einer ekelhaft überheblichen, auch beleidigenden Art mit einem AfD-Politiker (der sehr ruhig bleibt) und redet mit ihm stellenweise unbeirrt durcheinander um die Frage, ob der Mensch Tiere essen dürfe.

Das ist so ungefähr der Tiefpunkt der Debattenkultur, den ich bisher erleben durfte. Und zugegeben, ich habe das nicht länger als ein paar Minuten ausgehalten. Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Von dieser Art und Weise sollte man sich natürlich als zivilisierter Mensch nichts aneignen – und anschauen gehört bereits dazu. Ich habe in einem zunächst harmlos scheinenden Gespräch noch nie ein so abstoßendes Gebaren erlebt.

Dabei ist die Frage selbst gar nicht so uninteressant. Ich vermute, daß auch manche meiner Leser das Problem noch nicht gänzlich zu Ende gedacht haben. Man kommt der Sache jedoch – sofern man einen echten Erkenntniswillen überhaupt hat – freilich nicht auf die Schliche, indem man die ganze Frage hypermoralisiert. Da ist von Mord, Deportation, Konzentrationslager, niederen Motiven usw. die Rede, die bereits jede sachliche Auseinandersetzung (nicht weil man die Begriffe nicht verwenden dürfe, sondern weil sie das im Voraus ausgemacht Ziel bereits festlegen) unwahrscheinlich erscheinen lassen.

Aber auch der mit ihr in Diskussion befindliche AfD-Politiker steht nicht besonders gut da. Er bleibt – was soll man anderes bei so viel kindischer Echauffiertheit aus dem Nichts heraus auch anderes tun – zumindest so weit ich es gesehen habe, ruhig, redet, vermutlich um den Redeschwall seines Gegenüber nicht endlos anlaufen zu lassen (denn Hypermoralisten hören sich ungeheuer gern reden), parallel zu ihr… aber verweist immerhin auf den Grundfehler ihrer angeblich logischen Schlußfolgerungen (auf die sie sich wunder was einbildet), daß nämlich die Begriffe nicht beidseitig gleich definiert sind.

Denn sie argumentiert hier im ganz klassischen, platonischen Stil, indem sie die Begriffe einfach ohne Abstimmung setzt und so freilich ganz anders definiert als ihr Gegenüber, und dabei wie Platon glaubt, sie hätte damit ihren Diskussionsgegner widerlegt. Das ist natürlich nicht der Fall. Solang man sich über die Begriffe, ihren Umfang, d.h. ihren konkreten Inhalt nicht einig ist, wird man immer nur für die eigenen Begriffsdefinitionen recht haben – und nicht einmal das, falls man sich nämlich über deren Inhalt selbst nicht exakt klar ist und daher unbewußt logische Fehler macht, indem die Schlüsse nur formal, aber nicht inhaltlich richtig sind.

Dabei reden wir hier noch gar nicht von den Dimensionen, mit denen sie sich überhaupt nicht abgibt, d.i. alle Fragen außerhalb der Moral. Sie kann sich nämlich gar nicht vorstellen, daß es sich um ein ganz anderes, nicht moralisches, sondern Ressourcenproblem handelt, das hier vorliegt. Und lassen Sie’s sich gesagt sein, es ist ein Ressourcenproblem, das erst späterhin moralische Dimensionen erhält. Aber in ganz anderer Weise als unsere Affektmoralistin glaubt.

Wir wollen daher nicht in die (zumindest soweit ich es ertragen konnte wenig erleuchtenden) Wirren diesen Gespräches eintauchen, sondern die Sache einmal ernsthaft behandeln. Denn das ist durchaus hoch interessant und im Grunde eine Erweiterung jeder Frage nach dem „Recht“ von Lebewesen, auch von Menschen innerhalb einer Gesellschaft von anderen Menschen.

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Den gesamten Artikel erhalten Sie hier: https://www.schmidtsche-vbh.de/bestellen_sammlungblog.html

18 Gedanken zu “Warum der Vegetarier nicht weniger grausam ist . die verkannte Ressource Lebensraum

  1. Spartaner

    Sehr geehrter Herr Wangenheim,

    es ist wirklich faszinierend, wie elegant Sie das augenscheinliche Moralproblem auf eines des Lebensraums zurückführen. Ich wüßte zu gern, was die Veganerin sagte, würde man sie fragen, wohin die Tiere denn sollen, sobald man sie „in Freiheit setzt“. Hat sie sich diese Frage überhaupt einmal gestellt?

    Ihre Forderung klingt erstmal moralisch erhaben, aber wenn man einen Moment nachdenkt, was sie konkret bedeutet, muß man den Irrsinn dahinter eigentlich erkennen. Zwischen zwei Dörfern ist nur eine begrenzte Zahl von Feldern, und die gehören dem Bauern, nicht dem Rind.

    Es kommt mir vor, als ob sie Moral einfach überschätzt. Wie sie auf purer Logik herumreitet, wirkt auf mich jedes mal absonderlich. Als hätte der Mensch keine Emotionen und thymotischen Anlagen, die im Widerspruch zu blanker Logik stehen, für ein erfülltes Leben aber trotzdem befriedigt werden müssen. Ich gehe nicht wandern statt fern zu sehen, weil ich mir davon nach dem Tod (und eigentlich auch nicht im Leben) noch so viel verspreche, sondern weil es Spaß macht. (Es mag der Gesundheit auch förderlich sein, aber das ist eben nicht mein Hauptmotivator.) Die Freude am Leben ist bisweilen wichtiger als verbohrte Logik.

    Ich glaube jedoch, Sie haben das falsche Video verlinkt; zum Gespräch gehört nämlich dieser Verweis: https://www.youtube.com/watch?v=Oy51w98YvOA. Durch den eingebundenen Link komme ich zu einer Diskussion über das Video.

    Ich wünsche Ihnen Frohe Ostern und verweile mit den besten Grüßen

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  2. Daniel

    Nach einer solchen Aufarbeitung, die im Prinzip jeden Konflikt erklären kann, nachdem man den Zankapfel / die Ressource identifiziert und als hinreichend begrenzt nutzbar versteht, verspüre ich trotz aller Abneigung gegen Schwindeleien, Tricksereien und der dazu notwendig vorherrschenden Boshaftigkeit des Charakters doch auch eine gewisse Anerkennung ob der „magischen Leistung“ so breite Bevölkerungsschichten von dieser im Kern für jeden begreifbaren Lebensrealität so weit zu entfremden, dass sie sogar die Selbstverleumdung so weit umsetzen, Kinder als „Umweltsünder“ zu brandmarken, die Selbstaufgabe der eigenen Kultur / Zivilisation bewusst vorantreiben, etc und dafür auch noch Zuspruch und Nachahmer ernten.
    Das ist wahrlich ein Handeln wider die (eigene) Natur (wider die Natur allgemein ist per Definition ja unmöglich).
    Blöd nur, dass diese dieserart geschützte Natur dann entsprechende Auswüchse binnen einer Generation nachhaltig selbst aus der Existenz zu tilgen weiß…
    Persönliche Anmerkung: Mein Herz blutet, wenn ich an die so verzogenen Sören-Maltes denke. Mit denen hätte man wahrlich ein schönes Dasein fristen können, ganz im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen. Aber noch ist immer jeder seines eigenen Glückes Schmied.

    Vielen Dank, Herr Wangenheim, für Ihre immer aufs neue Erquickung bringende Klarheit!

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  3. @Spartaner Eigentlich ist es unerheblich, was sie darauf antwortet. Es gibt immer genügend Ausreden, mit denen sich solche Leute dem wirklichen Grundproblem entziehen. Das müssen sie auch, angesichts der enormen Investition, die sie bereits getätigt haben. Die Erregtheit, das schon fast an Tourette grenzende Aufladen der Stimmung ist ja bald krankhaft. Hundertfünfzigprozentige überzeugt man nicht. Das ist auch gar nicht nötig. Man muß nur normale Menschen über die eigentlichen Verhältnisse unterrichten.

    Ihre Logik gilt ja nicht einmal. Wie gesagt müssen dafür erst einmal in Ruhe die Begriffsinhalte abgeglichen werden. Insbesondere wenn man mit hochmoralisch aufgeladenen Begriffen hantiert. Diese Art plantonischer Logik-Vergewaltigung ist aber ein typisches Phönomen auf Oberstufen-Schulhöfen. Man hat die Welt der Logik entdeckt, und meint nun, man sei mit den primitivsten Schlüssen Herr aller Tatsachen.

    In der Tat, ich habe einfach nochmal den Titel in der Youtube-Suche eingegeben. Da das Bild dasselbe ist, habe ich gar nicht gemerkt, daß es eine Nachbereitung ist. Hab’s abgeändert. Vielen Dank!

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  4. @Daniel Ich gebe Ihnen da insofern recht als auch diese Leute gewissermaßen Pfarrer spielen und eine Masse geistig in Schach zu halten versuchen. Nun sind sie aber im speziellen Fall des Vegetarismus ja nicht sonderlich erfolgreich, was wahrscheinlich daran liegt, daß der direkte Eingriff ins Leben schwerer zu vollziehen ist als mit Hypermoral die doch etwas ferne Politik und Gesellschaftsfragen zu manipulieren.

    Ich würde dennoch auch beim Absegnen dieses Vergleichs noch den wesentlichen Unterschied sehen, daß die Hypermoral eben ein Kind der Überflußgesellschaft ist. In dieser extremen Form hat es das bisher nicht gegeben. Um so leichter ist es aber in der Welt des lokalen Überflusses (bei gewissen Schichten in den entwickelten Ländern) den Eindruck allgemein möglichen Überflusses auf der Welt zu erzeugen. Mit anderen Worten: Oberflächlich betrachtet sprechen sie ja gar nicht gegen die (persönliche) Realität ihrer Zielgruppe.

    Die Religionen haben jedoch durchaus ein komplexeres System erschaffen, das ja im Grunde nicht über unsere Welt, sondern das Jenseits, über das Leben nach dem Tod und höhere Entitäten spricht. Diese Leistung, eine neue, abstrakte, höhere Sphäre zu entwickeln, ist also durchaus eine andere intellektuelle Leistung als bloß die oberflächlichen Alltagstatsachen und damit Werte des eigenen Lebens wie ein Kleinkind auf die ganze Welt zu übertragen und daraus hochemotionalisierte Forderungen zu stellen. Das alles auch auf Basis allgemeinen Wohlstandes – denn der Widerstand wächst ja mit zunehmend unangenehmen realen Auswirkungen.

    Das eine ist also wirklich ein auch für den Empfänger schwer zu begreifendes Neuschaffen einer moralischen Ebene, das andere eine kindhafte, weil mit nahestem Horizont ausgeübte, verallgemeinernde Weltsicht mit ebenso starkem moralischen Impuls.

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  5. pippen1234

    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Von dieser Art und Weise sollte man sich natürlich als zivilisierter Mensch nichts aneignen…“

    Aber wird nicht dadurch der zivilisierte Mensch gleich einem Schwächling, der ob der fehlenden Konfrontation mit dem Ungeheuer schlechte Karten hat, weil er im Fall der Fälle unvorbereitet ist? Eine gewisse Abhärtung scheint mir unabdingbar. Zumal: wer nie mit dem Ungeheuer kämpft, der weiß ja gar nicht, ob es ein Ungeheuer ist und nicht vielleicht eine holde Fee, die einen glücklich macht.

    Zum Thema: Das Video habe ich nicht angesehen, daher mein Einwand etwas aus dem Nebel. Diese Frau wird doch vor allem gegen die Über-Schlachtung von Tieren und deren damit verbundenem Leid/Stress sein. Daraus folgt nicht zwingend, dass bei Gewährung ihres Wunsches mehr Tiere leben und die menschlichen Ressourcen einschränken würden. Denn sie würde wohl argumentieren, man solle nur soviele Tiere schlachten wie unbedingt zur gesunden Lebensweise notwendig, i.Ü. ihre Vermehrung durch Sterilisation stoppen, genau wie diejenige der Menschen, damit es nicht „soviele Mäuler zu stopfen“ gilt. Da kommt es dann nicht notwendig zu der von Ihnen beschriebenen Kollision, oder?

    Menschlich kann ich das Mädel verstehen. Ich habe Tiere geschlachtet/getötet (Huhn, Kaninchen, Katzen), das geht schon nahe, das will man minimieren, gerade weil man weiß, dass es nicht notwendig wäre, sondern letztlich Wohlstandsgebaren ist, und wer mal in einem Schlachthaus war – war mal jmd. der hier mitliest? – der dürfte sie noch mehr verstehen. Die andere Frage ist dann natürlich, was man daraus für praktische Schlüsse zieht. Ich denke, sie will letztlich nur trommeln und Bewußtsein schärfen, weiter denkt sie gar nicht…und ja, in diese Scharte kann man wahrscheinlich gut reinschießen.

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  6. Yperchaiti

    Diese Woche noch habe ich versucht, das Gespräch dieser „Dame“ mit dem Kraftsportler Markus Rühl, der auch begeisterter Fleischesser ist, anzusehen.

    Nach wenigen Sekunden bereits ergriff mich ein derart großer Ekel, daß ich abschalten musste.

    Ich bin ein Mensch der gerne diskutiert und Debatten spaßig findet, auch wenn sie hitzig werden, aber das war einfach in keinster Weise mehr zu genießen.

    Wie Sie sehr richtig schrieben, gehört es gewissermaßen zur Selbstzucht, sich sowas nicht zu Gemüte zu führen, da es selbiges nur vergiften kann und auf Dauer wird, egal wie sehr man sich das Gegenteil einredet.

    Auch was Sie zwei Paragraphen weiter über die Begriffe und deren mannigfaltige Bedeutungen schreiben wird heutzutage zu wenig beachtet, insbesondere im Zuge der -ismen, die seit einigen Jahrzehnten inflationär gebraucht werden.

    Auf die ganze Debatte um das Fleischessen möchte ich ausnahmsweise, Sie haben es vorausgesagt, mit der Bibel antworten, nämlich mit dem Brief an die Römer, Kapitel 14, Verse 1-3:

    „Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst kein Fleisch. Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen.“

    Sehr richtig auch die Schlußfolgerung, daß die „Hypermoral“, in diesem Falle verkörpert durch die „Dame“ im Video, sich selbst ausrotten *will* und *muß*. Es sind stets lebensschwache Menschen (gesund wirkt sie zumindest nicht) deren Destrudo bewußt oder unbewußt überwiegt, und die nicht selten unter Veganern zu finden sind; „der Schwache aber isst kein Fleisch.“ …

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  7. Yperchaiti

    P.S. Frohe Ostern! Und danke für die vielen Beiträge, die mir immer wieder aufs Neue zeigen; es gibt noch Menschen mit Verstand, auch in der Kommentarsektion, von der ich immer wieder positiv überrascht bin.

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  8. @pippen1234 Also das entbehrt ja nicht einer gewissen Witzigkeit, daß Sie darauf beharren, man solle mit den Ungeheuern doch kämpfen und dann mutmaßen Sie Dinge über das Gespräch, die vollkommen unwahr sind, weil Sie es sich nicht ansehen. Da muß ich schon etwas schmunzeln.

    Aber zur Sache: Das Zitat Nietzsches ist natürlich als ein ganz gezielter Seitenhieb zu verstehen. Der Satz stammt aus Jenseits von Gut und Böse, wo Nietzsche über das Verhältnis von Mann und Weib reflektiert. Ich hoffe, nun macht es „klick“.

    Und auch im übertragenen Sinne ist damit nicht gemeint, daß man sich nicht dem Kampf stellt, sondern daß man sich dem tückischen und einfach unreifen Verhalten nicht aussetzt, da man selbst sich davon nichts aneignen soll. Denn gegen diese unsachlichen Mittel kann man wieder nur mit unsachlichen Mitteln gewinnen. Ergebnis: Man übt sich letztlich im Beleidigen. Welchen Nutzen hat man davon, außer eben im Bleidigungsfechten Meister zu werden? Nein, hier will man nämlich gar keinen Kampf gewinnen, weil er sowieso keine wertvollen Zuschauer hat, deren Auffassung man drehen möchte. Wer solche Leute ernst nimmt, dem fehlt ja bereits ein gutes Stück Instinkt – da ist sowieso kein Blumentopf zu gewinnen. Und selbst lernen kann man ohnehin nichts davon.

    Und nein, sie argumentiert nicht für eine moderate Vorgehensweise, sondern für absolute Radikalität. Das ist aber nebensächlich. Wenn Sie einfach für ein natürliches, also durch Hunger herbeigeführtes Wegsterben der Tiere ist, dann ergibt sich exakt das Problem das ich beschrieben habe. Der einzige Vorteil läge dann darin, daß die nun einmal existierenden Tiere nur einmal sterben müßten und dann wäre Schluß, sie würden nicht nachgezüchtet und immer wieder getötet. Das ganze aber mit dem einzigen „kleinen“ Nachteil, daß dann die ganze Spezies Rind ausgestorben ist. Ich glaube durchaus, daß den Hypermoralisten das egal ist. Dem Rind aber nicht, sonst würde es sich nicht so gern fortpflanzen. Es ist dann also wieder das „Recht“ des Rindes auf Leben nicht beachtet. So einfach, wie Sie ihr da heraushelfen wollen, ist es also bei weitem nicht.

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  9. @Yperchaiti Interessant, daß die Frage in den Römerbriefen beantwortet wird. Und zwar so diplomatisch wie es geht. Dagegen, würde ich sagen, verstößt vor allem der radiakle Vegetarismus. Ich habe noch nie einen Fleischesser erlebt, der Vegetarier ummodeln wollte. Obwohl, wie Sie nach der obigen Argumentation sehen, auch hier schwere Vorwürfe der Tierfeindlichkeit möglich wären. Aber gut, darauf kommen die Meisten nicht. Und für die meisten Vegetarier wäre die Schlußkette zu lang. Es herrscht ja hier nicht nur Hypermoral, sondern vor allem Affektmoral, also möglichst unmittelbare Befriedigung eines aufkeimenden Schuldgefühls ohne weitere Klärung der Tatsachen.

    Ihnen ebenfalls Frohe Ostern!

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  10. Rico Kiel

    Das gesamte Thema ist Abstrakt. Rational betrachtet geht es um Zuführung von Energie für den jeweils höher gestellten Organismus. Energie, bspw. in Form von Flora & Fauna beim Menschen. Pflanzlich zugeführte Energie ist tierischer gleichzusetzen. Pflanzen sind grundsätzlich Lebewesen wie Tiere… .

    Es ist darum völlig irrational zu behaupten; wenn man Vegan isst schützt man Leben. Es ist sogar noch perfider, denn ein zorniger Stier mag sich angesichts seines Schicksals noch wehren können, während sich eine an Ort und Stelle fest verwurzelte Rettich- oder Rübenfrucht sich der Veganersichel hoffnungslos ausgesetzt sieht.

    Es kann also behauptet werden, daß ein Veganer die Hilflosigkeit kultivierter pflanzlicher Organismen schamlos für seine Energiezufuhr ausnutzt… .

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  11. Darauf würde der Veganer sicher entgegnen, daß das Nervensystem der höheren Tiere ein völlig andres ist als das der Pflanzen, die ja streng genommen gar keins besitzen. Man wird also wissenschaftlich nicht von einem Schmerzempfinden bei Pflanzen sprechen können. Und gerade weil sich die Pflanze nicht recht wehrt, wird man ihr auch nur schwer einen Freiheitsdrang zusprechen können, den wir als Bauern einschränken würden. Allerdings gebe ich Ihnen insofern recht, als sich auch Pflanzen gegen Freßfeinde wehren. Bei Fruchtpflanzen ist das jedoch auch wieder anders, bei welchen ja durchaus das Fressen ihrer Früchte sogar in ihrer Fortpflanzungsstrategie angelegt ist. Da hat der Vegetarier durchaus starke Punkte für sich.

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  12. Rico Kiel

    Sicherlich. Aber wo zieht man eine Grenze. Ist’s möglich - nach heidnischen Konzept - bspw. einem Baum, dessen Myzel, nebst Fruchtkörper (Pilz) Seele/Empfindung zuzugestehen? Letztlich soll auch Wasser (was elektr. leitfähig. Plasma des Kosmos mit einschließt) Erinnerungsvermögen besitzen… .

    Was Allesfresser also tun, ist den verfügbaren Energiezyklus optimal auszunutzen. Veganer limitieren und schädigen sich selbst, ähnlich dem Energiekonzept der Grünen, die nur von „Licht & Luft“ leben möchten und gerade deshalb die Umwelt zusätzlich belasten… (elektrostatische Feinstaubverwirbelung, Bodenversiegelung, toxische Batteriekomponenten etc…)

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  13. Jan Hänel

    Geschätzter Herr Wangenheim

    Wo haben Sie denn den alten Wangenheim gelassen? In den Videobeiträgen referiert ein gelöster, lächelnder neuer. Und dieser Text nun entstand scheinbar lediglich einer Äußerung willen. Welches Problem wird denn überhaupt betrachtet? Wie Sie unlängst dargelegt haben, ist die Begrenztheit des Raumes gar kein zu lösendes, da es sich über die Anpassung der Geburtenrate gleichsam von selbst löst. Bei den Tieren verhält es sich ähnlich. Erwin Thoma rechnet sogar vor, daß es beispielsweise zehnmal mehr Biomasse Insekten als Biomasse Mensch gibt. Ist es also überhaupt notwendig, eine Ein- und dann auch eine Zuteilung vorzunehmen? Und wer gäbe wem das Recht dazu – etwa der Mensch sich selbst, der so intelligent ist, den Regenwald abzuholzen, mithin (in einem weitreichenderen Sinne) seinen eigenen Lebensraum zu zerstören? Nebenbei bemerkt, reden Sie den Befürwörtern pflanzlicher Ernährung das Wort, da „aus einem modern bestellten Acker“ mehr „‚Kilo‘ Mensch … ernährt werden“ können. Es bleibt also das Gebaren dieses Frauenzimmers oder anderer Moralapostel. Hier offenbart sich vielleicht ein tatsächliches Problem, nämlich das des Umgangs mit ihnen. Dazu haben Sie sich bereits an ganz anderer Stelle und gut geäußert. Statt ihnen durch Beachtung eine Bühne zu bieten und den Unsinn so zu nähren, geben wir doch lieber aktiv Erich Kästner recht: „Der angestammte Platz des Moralisten ist der verlorene Posten.“

    Guten Abend

    Jan Hänel

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  14. Ich verstehe Sie nicht recht: Aufgrund welches Satzes soll dieser Text verfaßt worden sein? Ich hatte eigentlich erklärt, daß ich den Beginn dieses Gespräches lediglich zum Anlaß genommen habe, einmal die trotz des schwachen Videos sehr interessante Problemstellung mit klarem Verstand zu betrachten.

    Und so gehe ich sehr häufig vor: Ich sehe, wie Probleme unverständig behandelt werden und fange daher an, über die Lösung der Frage selbst nachzudenken. Es ist dann nur natürlich, daß die Protagonisten, die den Ausgangspunkt darstellen, irgendwo einen erheblichen Fehler begangen haben, den ich vielleicht auch einmal zitiere, um zu zeigen, was die allgemeine Anschauung der anderen Seite ist.

    Natürlich ist es nicht notwendig, eine Zuteilung des Raumes vorzunehmen. Genau das sage ich ja. Ich habe lediglich das Denken der Moralapostelei forgeführt und gezeigt, daß in deren Weltbild eine solche Aufteilung erfolgen müßte. Wer der Natur einfach freien Lauf läßt, muß das freilich nicht.

    Die Bemerkung, daß aus einem modern bestellten Acker mehr Kilo Mensch ernährt werden können als Tiere auf einer Grasweide redet doch nicht dem Vegetarismus das Wort. Was Sie meinen, ist vermutlich, daß die Energieausbeute bei Pflanzenanbau größer ist als bei Tierzüchtung, deren eigener Pflanzenverbrauch natürlich viel höher ist als die Energiemenge, die im Fleisch und Fett steckt (schon weil die Tiere sich ein Leben lang bewegen). Das ist in der Tat ein häufiges Vegetarismusargument. Das sind aber zwei völlig unabhängige Dinge. In meinem Beispiel geht es ja gar nicht darum, daß das Tier nachher gegessen wird. Es soll ja gerade freies Leben verglichen werden. In meinem Vergleich herrscht absolute Identität der Energieeffizienz, wenn das Tier im Stall gehalten wird (und auch etwas Auslauf haben mag), aber Futter vom Acker erhält (statt selbst zu weiden). Die Ineffizienz kommt durch das Nichtbestellen des Landes und hat nichts damit zu tun, wer damit gefüttert wird – ob Mensch oder Tier. Das haben Sie also ganz durcheinander gebracht.

    Ich glaube auch nicht, daß ich hier jemandem eine Bühne biete. Dieser Blog ist dermaßen randständig, daß es ja absurd ist zu glauben, daß gerade ich jemandem eine Bühne bieten würde, der schon im besprochenen Video 140.000 Aufrufe in zwei Wochen erreicht hat. Und da sollen die paar hundert Klicks auf meinem Blog „Bühne bieten“ sein? Wohl kaum. Zumal ich bei meiner Leserschaft damit rechnen darf, daß hier fast jeder den Zwang des logischen Arguments ernst nimmt und mein Text den besprochenen Vegetarismus ja nicht „Seht her!“ auf eine Bühne stellt, sondern zur Schlachtbank führt.

    Wenn Sie dagegen einfach feststellen, der Moralist stehe ohnehin auf verlorenem Posten, dann dürfen Sie sich nicht beschweren, wenn der Moralist die Politik beherrscht, der dann auch auf Ihr Leben den direkten Einfluß ausübt. Dieser „verlorene Posten“ herrscht nämlich über uns.

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  15. staubamstiel

    Guten Abend Herr Wangenheim

    Sehen Sie mir bitte meine Unachtsamkeit nach. Ich meine natürlich den Lebensraum als ein Ganzes mit allem, was dazugehört. Die Mistel, den Koalabären, den Kosmonauten vor Augen, der ins riesige Weltall doch Verpflegung und vielleicht auch persönliche Dinge mitnimmt, bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, einer könnte hier sinnvoll eine Trennung zwischen Hundehütte und Hundeknochen vornehmen. Und die Frage des Lebensraumes ist, wie angerissen, keine offene, weil sie sich gleichsam selbst löst. Damit droht grundsätzlich nicht einmal ein Aussterben. 

    Auch die Bühne meine ich in einem höheren, einem kosmischen Sinne. Nennen Sie mich gutgläubig, doch wer zu dieser Runde hier gefunden hat, ist doch in der Lage, das falsche Spiel vom Wege abgekommener Selbstdarsteller als Heuchelei zu erkennen. So halte ich eine Auseinandersetzung damit nicht nur für nicht notwendig, sondern für nahezu fatal, da es das Dunkle aufwertet und nährt. Tolstoi ist bis heute nicht widerlegt: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben.“ Wie wir in den Wald hineinrufen, schallt es heraus. Mehren wir also lieber das Gute, Wahre, Schöne! Beschäftigen wir uns mit Goethes Dichtung und seinen Reisen! Die Natur lädt gerade wieder lauthals dazu ein, sie mit allen Sinnen zu erkunden, zu genießen. Pflegen wir, schon in den Gedanken und Worten, einen ehrfurchtsvollen Umgang mit allen Geschöpfen, besonders wenn sie uns dienen – egal ob nun aus Ergebenheit oder aus Unterlegenheit. Erweisen wir uns nicht gerade dann erst als würdevoll und erhaben, wenn wir das nicht ausnutzen? Und wir Deutschen haben doch selbst völkerrechtlich darunter zu leiden, daß gewichtige Amerikaner es bis heute mit den Athenern des fünften vorchristlichen Jahrhunderts halten, Recht gelte überhaupt nur unter Gleichstarken. 

    Wir lassen uns von den „Moralisten“ beherrschen (siehe einmal mehr Goethe). Das sollte klar sein, doch was tun? Wie der Verfassungsrechtler von Arnim bereits vor Jahren dargelegt hat, stehen zwei Drittel der Besetzung des Bundestages konstruktionsbedingt bereits lange vor dem Wahltag fest. Polemisieren, Lamentieren und (Hin-)Richten werden nicht helfen. Stärken wir lieber gemeinsam unseren Geist! Mit Ihren anderen Beiträgen legen Sie gut vor. Seien Sie aufrichtig bedankt dafür!

    Es grüßt

    Jan Hänel

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  16. Es tut mir leid, Herr Hänel, ich werde auch jetzt nicht schlau aus Ihren Ausführungen. Beim Rind wie bei fast allen Tieren ist doch der Lebensraum der Freßraum, also gibt es keinen Unterschied zwischen Hundeknochen und Hundehütte. Das ist ja nur beim Menschen so.

    Diese Selbstlösung, auf die Sie beim letztem Mal in Bezug auf meinen Bevölkerungsbeitrag verwiesen haben, gilt ja auch nur von jenen Arten, die sich grundsätzlich auf ihrem Lebensraum behaupten können. Der Mensch wird in seinem verteidigten Staatsgebiet wieder an Geburtenraten gewinnen, weil er seinen Lebensraum hat und verteidigen kann. Das Rind kann seinen Lebensraum aber nicht gegen den Menschen behaupten und würde deshalb immer, wie viele andere Tiere es schon ereilt hat, aussterben. Und hier geht es ja nebenbei um ein Überbevölkerungsproblem, das sich beim nicht-technischen Tier sowieso immer durch Nahrungsmittelknappheit löst. Das ist es ja, was Calhoun mit seinem Nahrungsmittelüberfluß unrealistisch falsch gemacht hat. Nur durch den Nahrungsmittelüberfluß kam es doch zu solch hohen Dichten, daß Zivilisationspsychen bei den Mäusen überhaupt auftraten.

    Ich glaube auch nicht, daß meine Leser diese Argumentation, die ich im hiesigen Artikel vorstelle, selbst schon gefunden hatten. Sie übrigens inkludiert, sonst hätten Sie ja eine meiner Nebenbemerkungen nicht als pro-vegetarisch fehlinterpretiert. Freilich, die Unsinnigkeit aus anderen, vordergründigeren Dingen, wie sie in der Diskussion zu genüge kursieren oder auch Verhaltensformen der Diskutantin – sehr wohl. Aber gerade das sind ja die Dinge, mit denen man sich wirklich nicht befassen muß. Daß es sich jedoch letztlich um eine Frage des Lebensraumes handelt, soweit zurückgeführt hat es dann doch in dieser Frage noch keiner, soweit ich sehe. Und deshalb ist es bei weitem keine so abgemachte Sache, wie Sie suggerieren.

    Geradezu fatal halte ich hingegen Ihren Rückzugsvorschlag, sich nur noch mit Goethe und derlei zu befassen. Erstens wäre Goethe der erste, der das für einfältig hielte, da gerade die immer neue Beschäftigung mit der Welt den Geist und die Wahrnehmung schärft, und auch ich mich nicht mein ganzes Leben mit ein und demselben, längst Durchdrungenen befassen will, zweitens höre ich daraus jene bequeme Geisteshaltung, die schon Spengler zu Beginn von „Der Mensch und die Technik“ beschreibt. Lesen Sie mal den 4. Absatz zu Beginn des Büchleins: „Auf der einen Seite waren es die Idealisten und Ideologen, die Nachzügler des humanistischen Klassizismus der Goethezeit, welche technische Dinge und Wirtschaftsfragen überhaupt als außerhalb und unterhalb der Kultur stehend verachteten…“

    Dahinein paßt dann wie die Faust auf’s Auge der weinerliche Hinweis, wir litten so sehr unter dem Welthegemon, der uns wie Streichelzootiere unter der Fuchtel habe. Ja, weil wir Streichelzootiere sind, zumindest seit etlichen Jahrzehnten und uns selbst nicht aufraffen. Genau das ist doch der Punkt: Die Welt ist kein Streichelzoo! Weder unsere Tierhaltung noch die Weltpolitik. Mit solchen Greisenanschauungen der Hoffnung auf Besserbehandlung wird es sich jedenfalls nicht ändern.

    Und wenn der gemeinsame Geist nur im Gedichtelesen läge, dann wären wir allerdings auch vollkommen verloren. Ich darf hoffen, daß unsere Gemeinsamkeiten auch im logischen und analogischen Denken, messerscharfen Analysieren und Konstruieren liegen. Sonst können wir das Museum Deutschland wirklich bald schließen.

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  17. hadrian129

    Tja, lieber Wangenheim,

    wie bringen wir die inkriminierte Dame – und ihre Spiessgesellinnen – in den Hegelschen Dialektischen Dreischritt?

    Zu befürchten ist, dass wir die von diesen zugewiesene Mephistorolle nicht los werden.

    Aber immerhin:

    Mephistopheles. „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

    Grüße Hadrian

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