„Der Fuchs“ und ob man ein Kino finden kann, das ihn zeigt!

Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Denn ein wenig suchen muß man schon, wenn man diesen kleinen, großen Film sehen will, der eigentlich seine Deutschland-Premiere schon vor einem Monat hatte, aber frühestens vor zwei Wochen in Hinterhofkinos zaghaft zu laufen begann. Am Wochenende scheint er gar nicht vorgeführt zu werden – nicht einmal die Kleinkinos wollen gute Zeiten für ihn reservieren. Und das ist ausgenommen schade, denn der Film verdient eine ganze Menge mehr.

Kurzum: In einem wohnzimmergroßen Sälchen saß ich heute mit drei anderen Zuschauern nach vielen Jahren einmal wieder vor der Leinwand (wenn man von meiner eigenen Leinwand absieht, auf die ich meine Vorkriegsfilme projiziere). Die drei übrigen Zuschauer waren allesamt Weißköpfe, wie man im Studentenjargon die Rentnerhörer in jenen Vorlesungen nennt, die der Durchschnittsstudent zu meiden sucht. Aber das sage ich nur, weil ich in meiner alten Studentenstadt Jena war (die allerdings mittlerweile auch mehr an Istanbul erinnert als an die einstige Stadt meiner Jugend).

Ursprünglich wurde mir der Film mehrfach empfohlen, weil es sich um einen sonderbar unideologischen Kriegsfilm handle. Noch dazu im zweiten der Weltkriege spielend. Und in der Tat, das ist – zumal in deutscher Sprache – selten oder vielmehr unmöglich, zumindest seit etwa 1960. Kurz nach 1945 war eine vollkommen ideologische Verzerrung dieses Krieges einfach aufgrund der vielen Veteranen, die freilich in der überwiegenden Mehrzahl ganz durchschnittliche Kriegserfahrungen gemacht hatten, noch unmöglich. Schon in den 80ern, mit dem „Boot“ und „Stalingrad“ erhielten die Filme gewisse Szenen, die besonders auf Linie waren und die mit der auch in vorigen Filmen nicht fehlenden Kritik nichts mehr gemeint hatten, sondern vielmehr signalisieren sollten, daß man verstanden habe, daß in der Darstellung des Zweiten Weltkrieges niemals der Eindruck aufkommen dürfe, daß dieser Krieg wie jeder andere gewesen sein könnte.

Später sah man bald nur noch die erbärmlichsten Grotesken. Alle Deutschen mußten vollkommen hirn- und gefühllose Tötungsmaschinen oder gar pathologisch-sadistische Teufelsreinkarnationen sein, Kriegsverbrechen mußten sich an Kriegsverbrechen reihen, damit auch ja kein Zweifel daran aufkomme, daß die Herren Drehbuchautoren und Regisseure ihre Lektionen in der Planübererfüllung deutscher Verbrechensmaximierung widerstandslos gelernt hatten. So kommt es, daß dieser Krieg in der filmischen Erinnerung nur noch aus einer Unmenschlichkeit nach der anderen besteht. Bis heute.

Und um es gleich vorwegzunehmen: Darin ist „Der Fuchs“ tatsächlich eine unaufgeregte Ausnahme. Es wird zwar ein Kriegsverbrechen, nämlich ein in Frankreich offensichtlich beschossener Zivilistentreck tatsächlich gezeigt, aber nicht sein Zustandekommen. Ob es sich also um ein Versehen (ob französischer oder deutscher Truppen) gehandelt hat oder vorsätzlich geschah, ist damit ungeklärt. Franz, die Hauptfigur des Films, passiert nur die Überreste desselben mit dem Gespann, und muß dabei, um fortzukommen, die Leichenteile von der Straße zerren und sich späterhin übergeben. Das ist übrigens auch die einzige Szene, in der greuliche Anblicke gezeigt werden.

Ich will bei dieser Gelegenheit den einzigen historischen Fehler anführen, der mir im ganzen Film aufgefallen ist: Franz, offenbar ein Luftwaffen-Kradmelder, fährt im Frankreichfeldzug soweit ich das sehen konnte, ein sog. schweres Wehrmachtsgespann, eine Zündapp KS750, die erst ab Juni 1941 gebaut wurde. Es könnte sich freilich auch um eine K800 mit breitem Speziallenker gehandelt haben, die mit Seitenwagen versehen wurde. Allerdings wird die Maschine auch nicht sonderlich häufig gezeigt und freilich hatte ich anderes im Kopf, als den Typ zu ermitteln. Vielleicht habe ich mich also beim Modell auch getäuscht, denn auf einem der Pressefotos sitzt Franz auf einer Solomaschine (was im Film gar nicht vorkommt), und dort handelt es sich um ein Zündapp K-Modell, denn diese Maschine hat eine Springergabel. Es gibt auch ein Pressefoto vom echten Franz, der auf einer KS600 ohne Seitenwagen sitzt (erkennbar an den zweigeteilten Boxermotorrippen, also Zylinderköpfen, wegen der hängenden Ventile), irgendwo am Meer, sowie das Schlußfoto des Films, wo er mit einem Gespann gezeigt wird.

Vor allem aber erscheint es mir unrealistisch, daß Kurierfahrten, wie jene im Film gezeigte an die Atlantikküste überhaupt mit Gespannen gefahren wurden. Ohne Spezialist zu sein, darf ich wohl annehmen, daß Gespanne immer mit mindestens zwei Soldaten besetzt waren. Ein Kradmelder hatte dagegen einfach nur ein Krad. Das wäre 1940 in Frankreich irgend etwas wie eine grau gespritzte zivile NSU 351 OSL, DKW NZ 350, BMW R4 oder Zündapp K500 gewesen. Ich nehme an, daß das Gespann für den Film nur deshalb gewählt wurde, weil sich damit die Unterbringung des Fuchses sehr leicht gestaltet. Wie dem auch sei, Sie sehen, ich wollte nur einmal wieder über Vorkriegsmotorräder reden. Zurück zum Wesen des Films:

In Kradmänteln an der Kanalküste: Franz und sein einziger Freund, 1940

Wenn ich oben die Frage der fehlenden Erziehung mit dem Holzhammer in diesem Film so herausgestellt habe, dann nicht etwa deshalb, weil er mir mit diesem Kommentar anempfohlen wurde, sondern weil der Film anders gar nicht funktioniert hätte: Zunächst einmal handelt es sich, soweit ich in Erfahrung gebracht habe, nicht um irgendein Fantasiedrehbuch, sondern um die Familiengeschichte, d.i. die Großvater- oder Urgroßvatergeschichte des Regisseurs. Das ist in jedem Fall ein heilsamer Ausgangspunkt, weil damit die Anonymität aus den Figuren genommen ist, und zwar nicht nur für den Zuschauer, der um diese Tatsache gar nicht wissen muß, sondern vor allem für den Regisseur und Drehbuchautor, der sich also sehr hüten wird, etwas in seine Familiengeschichte hineinzuschreiben, was ihm nur von jener politisch korrekten Pflicht empfohlen wird, aber in den Erzählungen des Großvaters oder Urgroßvaters gar nicht vorkam. Er wird sich also nur solche künstlerische Freiheiten nehmen, denen sein (Ur)-Großvater wohlwollend hätte zustimmen können. Das ist eine grundsolide Voraussetzung, sich nur auf vernünftige Ausgestaltungen zu beschränken.

Vor allem aber – und damit kommen wir zum eigentlichen Film (ohne daß ich Essentielles verraten werde) – ist diese Erzählung derart emotional, daß für andere, vor allem aufgesetzte, verordnete Emotionalität nicht nur kein Platz mehr ist, sondern diese sogar zerstörerisch gewirkt hätte. Ohne Ihnen zuviel zu verraten, darf ich nämlich sagen: Mit dem Fuchs hat dieser Film eigentlich nichts zu tun. Was schon ein kleiner Geniestreich ist! Denn das Maskottchen des Films ist einerseits ein unbedingt notwendiges Motiv und andererseits doch nur Bild, nur der Hintergrund, auf dem die eigentliche Geschichte gedeihen kann. Und sie tut es vollkommen unvorhersehbar und großartig, nämlich sehr zögerlich inszeniert. Die Geschichte, die eigentlich damit erzählt wird, nämlich das Lebensschicksal eines verschlossenen, jungen Mannes, der Soldat wird, jenen Fuchs findet und im Zuge der Verwicklungen, die sich daraus ergeben, seine eigene Familiengeschichte, vor allem seinen Vater, zu verstehen lernt, ist nämlich das eigentliche Zentrum dieses Films. Der Fuchs erklärt ihm gewissermaßen nur, was er im Leben zu lernen hat.

Der Film endet daher auch ausgesprochen rührend, kein bißchen kitschig, und auf mehreren Ebenen versöhnend. Aber ich muß mich, was diese wirklich schön geschriebene Zusammenführung aller Stränge anlangt, vollkommen zurückhalten, da ich Ihnen unbedingt die Möglichkeiten geben möchte, sie selbst im Kino zu erleben. Also suchen Sie ein Kino, das den Fuchs zeigt, und genießen Sie einen Film, der frei ist von jeder Unsinnigkeit, von jedweden ablenkenden Modernismen, weder erhobene Zeigefinger schwingt, noch an irgend einer Stelle lächerlich oder unrealistisch ist, sondern einfach ein gut gemachter, im Drehbuch sehr schön geschriebener und grundsolider, auch technisch hervorragender und vollkommen überzeugender Streifen, der auch längere Wege zu sehr abgelegenen Kinos wert ist.

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14 Gedanken zu “„Der Fuchs“ und ob man ein Kino finden kann, das ihn zeigt!

  1. Epocha Paralipomena

    Tatsächlich gibt es bundesweit nur eine geringe Anzahl an Kinematographen, welche den Film – wenn auch mit Verzögerung – ausstrahlen. Dies bestätigt sich fortwährend & gerade durch Kinofilme der besonderen Art.
    Vielmehr trifft man hauptsächlich auf Americano-invasive Genres in den heimischen Kinos, welche von der deutschen, aber auch von der pro-westlichen Filmbranche feierlich begrüßt werden. Nun muß es keinen Ausschluß dieser Produktionen geben, doch merkt man hierzulande die Einseitigkeit der Kinowelt. Und das ist natürlich nicht dem Zufall überlassen; Genug dieser Filme sollen mehr oder weniger
    starre Welkköpfe im Publikum erblühen lassen. Daher geraten andere internationale, und insbesondere Drehbücher osteuropäischer Abstammung, – & damit der gefühlsfeineren Art – in den Hintergrund.
    Es sind Werke, die oftmals ‚empathiegene‘ Wirkung auf den Zuschauer ausüben können oder ihn emotional & geistig höher empör steigen läßt.

    Fürwahr trifft man während eines eher anspruchsvolleren Films in einem Kinosaal auf Besucher höheren Alters, was seit geraumer Zeit nicht mehr wunderlich erscheint. Dies stellte ich vor einigen Jahren in einem alten, kleinen Kino in Altena (NRW), welches Mitte der 20er Jahre entstannt & immer noch dessen Tradition weitergeführt wird. Noch erfreulicher wäre es diesbezüglich gewesen, wenn man intervallweise alte, schwarz-weiß Klassiker abspielen würde, da die Innenausstattung & das Gebäude selbst, dem widerspiegeln. Nachdem ich dies ansprach, erfuhr ich von der Leitung, daß das zwar eine Idee wert sei, doch aus Kosten – und technischen Gründen nicht umsetzbar. Nun, Altena ist eine mittelalterliche Kleinstadt, doch bekannt für seine aller erste Jugendherberge weltweit, die seit 1914 der gleichnamigen Burg gehörig ist. Mittlerweile allerdings musealen Zwecke dienend.

    Eine kleine Rückblende auf das Rentnerpublikum:

    Gleichgesinntem werden Sie gewiß begegnen, allerdings von seltener Gegenbenheit am selbigen Ort zur rechten Zeit.
    Fernab der Ihrigen Generation. Fernab der meinen.

    Ebenfalls verhält es sich mit dem Klassischen Theater, was überwiegend von der Weitentfernteren Generation besucht wird. Vielleicht, weil nur sie das Bewußtsein für das Kulturelle und Ästhetische besitzen? Anderen Gedankengängen folgen(?) Es ist ein latenter Fehler, daß das System der Jugend diese eindrucksvolle Welt verwehrt und nur Zeitgemäßes serviert.
    Der Bühne sollte man den Klassischen Werken widmen & überlassen. Allein schon der unverfälschten Sprache twegen, die Einen mit der Vergangenen Welt kommunizieren läßt, der entsprechenden Requisiten & Kulissen, welche den Zuschauer in eine längst verloren gegangenen Zeit transportiert & natürlich der Musik wegen, mit der es Jedem gelingt, in andere Sphären zu gelangen.

    Zeitgenössisches „Theater“ findet man genug außerhalb dieser Pforten. Tagtäglich. Innerhalb dieser Mauern hat es wenig verloren. Seine verstörende Unverfrorenheit & der Mangel an Anspruchsvollem ist den erhabenen Hallen schlicht und ergreifend nicht würdig.

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  2. Epocha Paralipomena

    Wenn der Zeitgeist ein allegorisches Abbild hätte, wie würden Sie persönlich dieses beschreiben? – Eine etwas ungewöhnliche Frage, falls Sie sie beantworten mögen oder können.

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  3. Flügel

    Interessante Empfehlung! Laut Weltnetz wird „Der Fuchs“ diesen Monat wohl nur in mitteldeutschen Kinos ausgestrahlt … ob sich daran noch was ändert? Unweit von der Grenze Hollands lebend möchte ich eigentlich nicht ans andere Ende der BRD fahren, nur um einen ausnahmsweise wahrheitsgetreuen deutschen Kriegsfilm zu sehen …

    Ich hätte gerne mal einen richtig unbeschwerten, lustigen deutschen Streifen, so wie die Rühmann-Klassiker es waren, der mal nicht um einen Weltkrieg handelt, sondern einfach um alltägliches, einen Film mit wenig Ernst aber viel Witz, ganz frei von Niederem und Vulgärem … denken Sie, dass es sowas überhaupt nochmal geben kann? Man sagt ja oft, deutsche Filme sind einfach so wie die Deutschen selbst; ernst, pessimistisch, humorlos … aber das war nicht immer so, wie Sie wissen, also muss da doch noch was kommen (können)?! Was meinen Sie? Oder gibt es sowas sogar schon? Ich bin was Filme betrifft der größte Banause.

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  4. Allegorische Bilder sind ja meist recht eindimensional und sollen nur einen kleinen Ausschnitt, ein bestimmtes Verhalten illustrieren. Der Zeitgeist ist natürlich aus vielfältigen Gründen so merkwürdig wie er ist (Wohlstandsverwahrlosung, Anpassungwillen, Denkfaulheit, Individualismus usw.), man würde also immer nur einen Ausschnitt treffen, wollte man mit dazugehörigen Bildern den ganzen Zeitgeist zu beschreiben suchen. Wirklich umfassend kann daher auch nur der Vergleich mit anderen Zivilisationen im Verfall sein – wie etwa Rom, aber ist ja trivial.

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  5. Das ist natürlich ein Kuriosum, daß er sonst überhaupt nicht gespielt wird. Sehr merkwürdig.

    Um einen Kriegsfilm handelt es sich wie gesagt gar nicht – und das wäre auch bei weitem nicht so interessant gewesen. Es ist eher eine Art Familiendrama. Und Sie haben natürlich völlig recht, daß deutsche Filme mal für ganz andere Dinge bekannt waren, die mir ebenfalls heute völlig abhanden gekommen zu sein scheinen: nämlich Gruselfilme (Stummfilmzeit) und Komödien, neben Kriminalfilmen, Dramen usw. Aber dazu bedarf es neben eines völlig unbeschwerten Zeitgeistes natürlich auch ungeheuren Talents. Jemand hat ja die genialen Drehbücher der altdeutschen Komödien und Dramen geschrieben. Von den nötigen Schauspielern ganz zu schweigen. Ob es diese Talente wirklich noch gibt? Prinzipiell sicher vorhanden, aber zu deren Entwicklung würde ein Selbstbewußtsein nötig sein, das ja bereits die amerikanischen Filmemacher als Zentrum des gegenwärtigen Films heute nicht mehr besitzen. Ich bin also auf absebare Zeit sehr skeptisch. Auch dazu müßte ein ganz anderer gesellschaftlicher Wind wehen.

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  6. Flügel

    Das verstehe ich nicht. Unsere (Ur)großväter waren doch tatsächlich noch mit schlimmen Dingen konfrontiert, Dinge, die wir Gott sei Dank gar nicht mehr kennen, wie Krieg, Hunger, Armut, Vertreibung … aber trotzdem haben sie es geschafft, harmlose, witzige Filme zu machen, während man heutzutage in Zeiten, in denen es selbst den Ärmsten im „Westen“ immer noch verhältnismäßig gut geht immer nur Schund präsentiert kriegt, also Gewalt, Gekreische, hektische Streitereien mit viel Gefluche, Drogen, Pornographie, Ekel, kurzum; die Gründe, warum Menschen mit normalem Empfinden das Kino heutzutage meiden.

    Müsste unser Zeitgeist nicht eigentlich wesentlich unbeschwerter als der unserer Ahnen sein? Oder verhält es sich hier, um es mal vulgär zu schreiben und Bezug auf Ihr Video zur Langeweile zu nehmen, wie mit der langweiligen Fete, auf der um so mehr gesoffen wird, je öder die Stimmung ist?

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  7. Epocha Paralipomena

    Eine recht analytische Feststellung. Ja, der Zeitgeist gehört zu den komplexen Veranschaulichungen. Und dennoch wäre es von beachtlicher Fähigkeit, wenn es einem Regisseur gelänge, in einem Film, der vom Zeitgeist handeln würde, z.B. in vermenschlichter Form, darzustellen. Das wiederum, bedarf einer überragenden Vorstellungskraft des Schaffenden. Wie man aber weiß, kann sich filmisch das Unmögliche zum Möglichen wenden.

    Lange dachte ich, man könne den alten, gutmütigen Zeitgeist nicht wiedererlangen. Denn: „Nichts ist so beständig wie der Wandel“, heißt es in der Philosophie… Man Selbst hätte in einer anderen Zeit leben müßen, wie ich regelrecht von Außenstehenden mitgeteilt bekommen habe. Diese pessimistische Haltung hielt ich zum Ablegen wenig möglich. Doch sukzessiv merkte ich, wie bspw. die gelegentliche Beschäftigung mit der klassischen Literatur & das Auseinandersetzen mit Schwarz-Weiß-Filmen, die Vergangenheit in die Gegenwart umwandeln ließ.
    In gewissem Maße können ebenfalls darauf abgestimmte Veranstaltungen den Besucher in ein längst vergangenes Zeitalter zurückversetzen lassen. Für die interessierten Leser wäre die authentischste davon die „Boheme Sauvage“, die sich hauptsächlich für die Hommage an die goldenen 20er ausspricht. Die Idee dafür entstand bereits 2005. Wechselweise findet sie hierzulande in Großstädten statt. Aber sowohl in Wien, als auch in Zürich etablierend.
    Für nostalgieaffine Menschen ist dieses spezifische Fest überaus sehenswert.

    Waren Sie bereits zu Gast bei der Boheme Sauvage oder ist Ihnen diese zumindest bekannt? Und gibt es eine andere Veranstaltung, die Sie Lesern gerne empfehlen würden?

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  8. Genauso ist es. Wo keine Herausforderungen mehr durch das Leben gestellt werden, muß man sich den Nervenkitzel woanders suchen. Wer aber ein echtes Leben hat, der braucht keinen künstlichen Ersatz dafür.

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  9. Dem Namen nach kenne ich es. Was ich aber davon gesehen habe, hat mich nicht überzeugt. Scheint mir eher eine Art besonderer Karneval zu sein. Ich glaube auch nicht, daß drgl. authentisch sein kann, wenn das Thema „eine Epoche“ ist. Sondern es müßte zugleich ein sinnhaftes, inhaltliches Zusammentreffen sein, wie es die alten Herrenclubs dieser Zeit gepflegt haben – politische Zsuammenkünfte, literarische, gesellschaftliche. Heute dagegen trifft man sich nur, weil man einen Kleidungstil nachahmt. Das kommt mir einfach zu artifiziell vor.

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  10. Epocha Paralipomena

    Wahrheiten gibt es so viele, wie es Menschen gibt.
    Aber gerade karnevalartige Feten sollte man dieser speziellen Feierlichkeit – frei von jedem Ideal – nicht gegenüberstellen. Dies stellt man bereits anhand der Voraussetzungen und Anforderungen für das Eintreten der Festivität fest. Zudem wird auf der Seite aufgeführt, wie die Kleiderordung zeitgemäß einzuhalten ist und was ganz lukulent nicht erwünscht ist.
    Karneval ist mit Schrillem und unendlichem Kitsch zu assoziieren. Man verkleidet sich. Das Prinzip der Boheme Sauvage lautet An-kleiden. Sie steht für das Ästhetische & Edle. Obgleich man ein Gast ihrer ist oder nicht, kommt man zu diesem Vergleich nicht. So, wie man dazumal [20er Jahre] gefeiert hat, verkörpert die Veranstaltung dies recht annähernd. Politische & literarische Zusammenkünfte findet man wahrlich abseits ihrer selbst, da es sich hierbei um eine andere Art der Wiederkunft handelt, wie auch Sie dies erkannt haben.

    Jedermann weiß, daß die vergangene, ferne Zeit nicht 1:1 zurückgeholt werden kann, weshalb ein allzu strenger Blick auf die Veranstaltung nicht von Notwendigkeit ist und mit Bitterkeit betrachtet werden müßte.

    Die Menschen sind umgeben von der rauen Realität da draußen. Umso erfreulicher für denjenigen, der diese kleine existierende Welt für sich entdeckt hat, in der etwas Ausgelassenheit und Fazilität vorzufinden ist. Und darum geht es hauptsächlich dem Besucher, auch wenn eine Großzahl der Gäste nicht dem äquivalenten Ideal von damaliger Anmut & Umgang entspricht.

    Der Zeitgeist befindet sich im Wandel & das menschliche Wesen wandelt mit ihm.

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  11. Vielen Dank für diese Empfehlung. Meine Familie und ich werden uns den Film nächste Woche ansehen, allerdings in einem nicht-mitteldeutschen Filmhaus. Er wird also auch noch in anderen Gegenden gezeigt, aber selbst in der nahen Großstadt nur (noch?) in einem einzigen Kino, welches lustigerweise eher auf ein alternatives Publikum ausgelegt ist.

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  12. Ich brauche nur das hier anschauen https://www.youtube.com/watch?v=BpS5FZ5hzL8 und sehe nichts anderes als eine grotesk-hedonistische Boomer-Freakshow, die in mir den übelsten Ekel erzeugt. Da ist alles Widerliche an unserem Zeitgeist vereint, aber in angeblich historischen Kostümen. Verschonen Sie mich also bitte mit ihren absurden Versuchen, angesichts dieses Fremdschämfestes aus Nudisten und Perversen von Ästhetik und Edlem zu reden. Entweder wissen Sie nicht wovon Sie reden, oder Sie betreiben hier die irrsinnigste Schönfärberei. Aber die Plattitüde von der sich immer ändernden Welt zeigt mir dann auch, wes Geistes Kind Sie sind: Alles ist erlaubt, denn nur im Wandel usw. usw. Sie sind hier auf diesem Blog völlig falsch, glauben Sie mir.

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  13. Flügel

    Ich habe mich nochmal nach den Laufzeiten erkundigt; tatsächlich läuft dieser Film nicht nur in Mittel- und Süddeutschland, sondern auch in einem einzigen (!) Hinterhofkino einer Nordrhein-Westfälischen Kleinstadt. Das wären immerhin erträgliche 50 Minuten Fahrt, verglichen mit den 4-6 Stunden, die ich bis nach Mitteldeutschland bräuchte. Der nächste Termin ist allerdings heute Abend, was mir zu kurzfristig ist … aber das Jahr ist ja noch lang!

    Danke erneut für die Empfehlung und viel Freude beim Schauen an Herrn Thieleman!

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